Vor ziemlich genau einem Jahr hat Felix Kil 18 Seifenblasen-Kuppeln ineinander gestapelt und damit einen neuen Weltrekord aufgestellt. Unsere Zeitung wollte jetzt von dem Achtjährigen wissen: Kommt er an seine Bestmarke noch einmal heran? Und kann er sie womöglich sogar knacken?
Die Jalousien sind heruntergelassen, die Studioleuchten an. Im Scheinwerferlicht steht Felix Kil, in dunkelblauem Polo-Shirt und petrolfarbener Jeans. Kaum ein Jahr ist es jetzt her, dass der junge Seifenblasenkünstler hier in seinem Trainingszimmer in Lorsch 18 Seifenblasen-Kuppeln ineinander gestapelt hat. Weltrekord. Sechs Monate hatte er dafür trainiert – manchmal acht Stunden am Stück.
An diesem Juni-Nachmittag will Kil seinen Rekord für unsere Zeitung noch einmal wiederholen, vielleicht sogar knacken. „Es juckt mich, eigene Bestmarken zu brechen“, sagt der Achtjährige. Gerade gestern habe er zehn Eiskugeln verspeist. Persönlicher Rekord, sagt er schelmisch grinsend.
Im Dezember 2015 hat Felix begonnen, Seifenblasentricks einzustudieren. Kurz zuvor waren seine Eltern, die beiden Varieté-Künstler Sabrina Fackelli-Kil und Gennadij Kil alias „Blub“, angesprochen worden, ob sie ein Kind kennen würden, das in der Fernsehshow „Klein gegen Groß“ mit einem Seifenblasen-Trick gegen einen Promi antreten könnte. Und weil Felix schon immer mal ins Fernsehen wollte, habe er begonnen zu üben und zu üben und zu üben und zu üben, erzählt er. „Ich war zunächst skeptisch, aber dann hat er richtig Gas gegeben“, erzählt Mutter Sabrina. Dass ihr Sohn schließlich den bisherigen Weltrekord aufstellen konnte, macht sie noch immer mächtig stolz. „Das ist kein Kinder-Rekord“, sagt sie. Etwas unglücklich ist sie, dass die Bedingungen für Felix’ Wiederholungsrekordversuch diesmal alles andere optimal sind. Zum einen ist die richtige Seifenblasenmischung ausgegangen, zum anderen zeigt das Thermometer auf der Fensterbank bereits 28 Grad an – für Seifenblasen eigentlich zu warm.
Blasrohr im Einsatz
Felix, ganz Profi, will sich seinen großen Auftritt trotzdem nicht nehmen lassen. Ob er aufgeregt ist? „Ein bisschen schon“, sagt er. Dann legt er los. Im Nu hat er den weißen Plastiktisch mit Seifenflüssigkeit besprüht. Das müsse sein, sonst würden die Seifenblasen sofort platzen, erklärt er. Dann greift er zum dicken Blasrohr, taucht es in die Seifenlauge und zaubert blitzschnell die erste schillernde Seifenblasenkuppel auf den Tisch. Flink zieht er das Rohr heraus, nur um es sofort wieder in die Blase hineinzustechen und die nächste Kuppel in ihrem Innern heraufzubeschwören. Es folgen Kuppel drei und Kuppel vier. Dann muss ein dünneres Röhrchen her. Schwupp – und Kuppel fünf und Kuppel sechs sind gemacht. Doch, oh weh, plötzlich platzt die oberste Seifenblase. „Du musst dich etwas beeilen“, ruft Mutter Sabrina. Noch einmal wechselt Felix das Röhrchen. Zwei Kuppeln schafft er noch. Dann passt keine mehr hinein. Felix zuckt mit den Schultern, grinst und legt einfach noch mal von vorn los. Denn wenn ihn einmal das Seifenblasenfieber gepackt hat, ist der Zweitklässler kaum zu bremsen. Jeden Tag trainiert er mehrere Stunden, führt Strichlisten, welche Tricks er wie oft üben möchte. „Er ist wahnsinnig pflichtbewusst“, sagt Mutter Sabrina. Felix grinst: „Wenn ich aber mal keine Lust habe, dann mache ich Quatsch.“ Dass er Seifenblasen liebt, daraus macht der Junge keinen Hehl. „Sie fallen nicht so plump vom Himmel wie ein Stein, sondern fliegen wie eine Feder. Das finde ich total spektakulär“, sagt er. Großes Vorbild für den Jungen ist Papa Gennadij. Der gebürtige Ukrainer hat Anfang der 1990er Jahre begonnen, Experimente mit Seifenblasen zu machen. Inzwischen ist er ein international erfolgreicher Seifenblasenkünstler und mehrfacher Weltrekordhalter. „Mein Papa ist schon ein krasser“, sagt Felix und hat sich vorgenommen, in zehn Jahren der beste Seifenblasenkünstler der Welt zu sein. Den Vater macht das mächtig stolz. „Ich freue mich, dass er in meine Fußstapfen tritt“, sagt er. Wenn der Achtjährige übrigens mal keine Seifenblasen-Tricks einstudiert, dann jongliert er, fertigt Skizzen an oder spielt mit seinem giftgrünen Jojo. An diesem Nachmittag kann Felix seinen Rekord nicht knacken. Bei acht ineinandergestapelten Seifenblasen ist Schluss. Ob er enttäuscht ist? „Nein, ich bleibe dran und werde ihn vielleicht als Erwachsener noch einmal knacken“, sagt er. Überhaupt möchte er noch ganz viele Rekorde aufstellen und sie so lange brechen, bis er einen neuen Weltrekord aufgestellt hat.